Wer sich für die Fotografie begeistert und langsam einsteigen möchte, startet häufig mit einer Kompaktkamera oder einer Systemkamera mit APS-C-Sensor. Die Klasse der Vollformatkameras war durch die dort abgerufenen Preise lange den erfahreneren und professionellen Fotografen vorbehalten. Inzwischen haben viele Hersteller reagiert und neben den Profi-Modellen auch einige preislich attraktive Vollformatkameras vorgestellt, die den Einstieg in diese Klasse erleichtern. Falls ihr von der APS-C-Kamera auf den größeren Sensor umsteigen möchten, gibt es dafür einige gute Optionen, die wir euch hier vorstellen möchten.
Canon EOS R und Canon EOS RP
Beim Hersteller Canon möchten wir auf zwei Modelle eingehen. Nachdem Canon mit der EOS R gleichzeitig auch den eigenen Einstieg in die spiegellose Vollformatklasse einläutete, legte der Hersteller anschließend mit der preislich darunter angesiedelten EOS RP nach. Das Gehäuse der EOS RP ist aktuell für rund 1.100 Euro erhältlich. Die etwas umfangreicher ausgestattete EOS R wird für rund 1.760 Euro angeboten. Wir geben euch einen kurzen Überblick, wo die wichtigsten Unterschiede liegen. Eines haben beide Kameras gemein: Falls ihr bereits EF-Objektive aus Canons DSLR-Klasse besitzt, könnt ihr diese Objektive über den EOS-R-Adapter weiterhin an den beiden spiegellosen Modellen verwenden.
Die EOS RP ist für 1.100 Euro die aktuell preiswerteste Vollformatkamera in Canons spiegellosem System. Ihr Vollformatsensor löst 26,2 Megapixel auf, was für die meisten gängigen Motive völlig ausreichen wird. Der Sensor der EOS R kommt auf 30,3 Megapixel und erinnert damit an den Vollformat-Chip der Profi-DSLR EOS 5D Mark IV. Beim Gehäuse verzichtet Canon bei der EOS RP auf das kleine Statusdisplay auf der Gehäuse-Oberseite. Sollte euch das stören, könnte auch die EOS R besser gefallen. Hier ist das kleine Display mit dabei. Dafür fällt die EOS RP im direkten Vergleich kompakter und leichter aus als die EOS R.
Was das Display und den Sucher betrifft, liefert die EOS R das bessere Gesamtpaket. Während der Touch-Monitor der EOS R gute 3,2 Zoll misst und mit 2,1 Millionen Bildpunkten auflöst, fällt das Display der EOS RP mit 3,0 Zoll etwas kleiner aus. Die Monitorauflösung ist mit nur 1,04 Millionen Bildpunkten zudem nur Standard. Darüber hinaus kann die EOS R mit dem besseren elektronischen Sucher aufwarten. Der misst in der EOS R 0,5 Zoll und löst 3,69 Millionen Bildpunkte auf. Der Sucher der EOS RP ist mit 0,39 Zoll etwas kleiner. Die Auflösung beläuft sich auf 2,36 Millionen Bildpunkte.
Dazu gibt es weitere Leistungsunterschiede. Während die EOS R Verschlusszeiten bis zu einer 1/8.000 Sekunde schafft, ist bei der EOS RP bei einer 1/4.000s Schluss. Zudem fällt die Blitzsynchronszeit bei der EOS R mit einer 1/200s etwas kürzer aus als bei der EOS RP mit einer 1/180s. Bei der Serienbildgeschwindigkeit erreicht ihr mit der EOS R maximal 8 Bilder pro Sekunde mit 50 RAWs in Folge. Mit der EOS RP werden maximal 5 Bilder pro Sekunde erreicht. Im Videomodus filmen beide Kamera mit einer UHD-Auflösung. Die EOS R liefert hier rund 30 Bilder pro Sekunde, die EOS RP nur 25 B/s. Gut gefällt uns, dass beide Kameras sowohl Anschlüsse für je ein externes Mikrofon und einen Kopfhörer an Bord haben als auch beide über ein eingebautes WLAN-Modul verfügen. Die EOS R ist mit dem schnelleren USB-3.1-Anschluss ausgestattet. Bei der EOS RP ist ein USB-2.0-Anschluss verbaut. Leider arbeiten beide Kameras mit nur einem Speicherkartenschacht für SD-Karten. Da sind andere Kameramodelle in den genannten Preisklassen teilweise besser aufgestellt. Zudem fehlt beiden Kameras ein sensorbasierter Bildstabilisator. Eine Stabilisierung findet damit nur statt, wenn die Objektive über eine optische Stabilisierung verfügen.
Wenn euch eine einfache Vollformatkamera für klassische Motive wie Landschaften, Architektur und Porträts ausreicht und Geschwindigkeit eher zweitrangig ist, dann ist die EOS RP eine gute und günstige Wahl. Solltet ihr euch dagegen kürzere Verschlusszeiten, eine schnellere Serienbildgeschwindigkeit, ein Statusdisplay oben auf der Kamera sowie eine bessere Sucher/Monitor-Kombination mit höherer Auflösung wünschen, dann lohnt es sich, den höheren Preis für die EOS R in die Hand zu nehmen.
Nikon Z 5 und Nikon Z 6II
Bei Nikon möchten wir ebenfalls gleich zwei spiegellose Vollformatkameras herausheben. Die Nikon Z 5 bildet für einen attraktiven Preis von lediglich 1.200 Euro den günstigsten Einstieg in Nikons Vollformat-Klasse. Die Nikon Z 6II bietet die umfangreichere Ausstattung, kostet allerdings auch rund 1.925 Euro. Auch hier gilt: Solltet ihr bereits F-Objektive aus Nikons DSLR-Klasse besitzen, könnt ihr diese Objektive mithilfe des FTZ-Objektivadapters weiter an beiden spiegellosen Kameras verwenden. Die gute Nachricht: Beide Kameras verfügen über eine sensorbasierte 5-Achsen-Bildstabilisierung. Damit findet auch bei adaptierten DSLR-Objektiven eine Stabilisierung statt.
Bei der Sensorauflösung sind die Z 5 mit 24,3 Megapixel und die Z 6II mit 24,5 Megapixel sehr ähnlich aufgestellt. Dazu sind beide Kameras nahezu gleich groß, wobei die Z 5 ein paar Gramm leichter ausfällt. Weitere Gemeinsamkeiten finden sich beim 0,5 Zoll großen elektronischen Sucher mit 3,69 Millionen Bildpunkten, bei der möglichen Verschlusszeit von einer kurzen 1/8.000s bis zu 30s, bei der gleichen Blitzsynchronzeit mit einer 1/200s sowie beim eingebauten WLAN plus Bluetooth.
Der genannte Preisunterschied von rund 725 Euro hängt zum großen Teil mit der deutlich höheren Arbeitsgeschwindigkeit der Nikon Z 6II zusammen. So ist die Z 6II mit gleich zwei Prozessoren ausgestattet, die eine Serienbildgeschwindigkeit von bis zu 14 Bildern pro Sekunde ermöglichen. Die Z 5 schafft lediglich maximal 4,5 Bilder pro Sekunde. Dazu bietet die Z 6II einen höheren maximalen ISO-Bereich mit bis zu ISO 204.800. Bei der Z 5 sind es maximal ISO 102.400. Der Hybrid-Autofokus arbeitet in beiden Kameras mit 273 Messfeldern – die Z 6II hat allerdings bei schwachem Licht die Nase vorn. Hier reagiert der AF noch bei bis zu -6 Lichtwerten (LW). Der Autofokus der Z 5 arbeitet bis -3 LW. Beim neigbaren Touchdisplay setzt Nikon auch bei der günstigeren Z 5 auf 3,2 Zoll, reduziert allerdings die Auflösung. So löst das Display der Z 5 nur 1,04 Millionen Bildpunkte auf, während der Monitor der Z 6II mit 2,1 Millionen Bildpunkten das schärfere Bild liefert.
Im Videomodus filmen beide Kameras standardmäßig in UHD-Auflösung mit 30p. Bei der Z 6II ist es per Firmware-Update möglich, auf 60p zu erhöhen. Beide Kameras besitzen separate Klinkenanschlüsse für ein externes Mikrofon und einen Kopfhörer. Zum Speichern der Daten stehen jeweils zwei Kartenschächte zur Verfügung. Während Nikon in der günstigeren Z 5 zwei SD-Schächte verbaut, verfügt die Z 6II für die höhere Arbeitsgeschwindigkeit neben einem SD-Kartenschacht zusätzlich über einen Schacht für CFexpress oder XQD-Karten.
Falls ihr auf der Suche nach einer guten Vollformatkamera für Landschaften, Architektur und Porträts seid, dann ist die Z 5 eine gute Empfehlung zum günstigen Preis. Durch den eingebauten Bildstabilisator bringt sie außerdem einen großen Vorteil gegenüber den beiden Canon-Modellen EOR R und EOS RP mit. Fotografiert ihr gerne schnelle Bewegungen und möchtet euch künftig auch stärker mit den Filmfunktionen auseinandersetzen, dann bietet euch die Z 6II das insgesamt bessere Preisleistungsverhältnis. Mit 14 Bildern in der Sekunde, einem besseren Lowlight-Autofokus und ausgefeilteren Videooptionen gehört die Nikon Z 6II aktuell zu den spannendsten Kameras für Vollformat-Einsteiger.
Panasonic Lumix DC-S5
Nachdem die älteren Vollformat-DSLMs von Panasonic recht wuchtig ausgefallen waren, setzt der Hersteller bei der Lumix DC-S5 auf ein kompakteres Gehäuse. Für rund 1.625 Euro liefert die spiegellose Systemkamera ein insgesamt sehenswertes Preis-Leistungsverhältnis – und das nicht nur im Foto- sondern vor allem auch im Videobereich.
Im Inneren finden sich viele Highlights aus der hochpreisigeren Lumix DC-S1: Der 24-Megapixel-Sensor im Vollformat liefert eine sehr gute Bildqualität mit vielen Details. Der Sensor ist beweglich gelagert und ermöglicht in Verbindung mit der optischen Stabilisierung in einigen Objektive eine doppelte Stabilisierung auf insgesamt fünf Achsen. Was den Autofokus betrifft, bleibt Panasonic seiner kontrastbasierten DFD-Technologie treu. Die arbeitet auch in der S5 richtig gut und bietet mit 225 Messfeldern eine breite Abdeckung. Zudem kann der AF bei schwachem Licht noch bei bis zu -6 LW scharfstellen. Bei der Serienbildgeschwindigkeit erreicht die DC-S5 maximal rund sieben Bilder pro Sekunde. Das ist zwar für Standard-Motive und leichte Bewegungen ausreichend – in der Preisklasse sind andere Kameras aber etwas besser aufgestellt. Der elektronische Sucher löst 2,36 Millionen Bildpunkte auf. Dazu kommt ein schwenk- und neigbares 3,2 Zoll großes Touchscreen mit 1,84 Millionen Bildpunkten.
Ein echtes Highlight ist die Video-Funktion der DC-S5. Die Vollformat-DSLM filmt UHD-Clips mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde, einer 4:2:2 Farbunterabtastung und einer 10 Bit Farbtiefe. Damit kommen selbst erfahrene Film-Profis auf ihre Kosten. In kleinerer Full-HD-Auflösung können sogar 180 Bilder pro Sekunde aufgezeichnet werden. Passend dazu gibt es das V-Log sowie V-Gamut und jede Menge praktische Video-Features. Klinkenanschlüsse für ein externes Mikrofon und einen Kopfhörer runden das Videopaket ab.
Durch die Kooperation mit Leica und Sigma hat sich inzwischen auch im Hinblick auf die Objektiv-Auswahl einiges getan. So stehen hochwertige, aber durchaus auch günstige Optionen zur Wahl.
Sony Alpha 7 III
Die Sony Alpha 7 III gehört zu den bereits älteren Einstiegsmodellen in die Vollformatklasse. Dabei muss sie sich keineswegs hinter neueren Kameras verstecken. Sony hat die Alpha 7 III als vielseitige Allrounderin konzipiert. Der rückseitig belichtete BSI-Sensor löst 24 Megapixel auf und liefert besonders bei schwachem Licht eine tolle Bildqualität. Durch die am Sensor verbaute 5-Achsen-Bildstabilisierung lassen sich auch mit Objektiven ohne eigene optische Stabilisierung längere Verschlusszeiten bei Schwachlicht umsetzen.
Der Hybrid-Autofokus wurde vom damaligen Flaggschiff Alpha 9 übernommen. Das AF-System arbeitet mit 693 Phasendetektionsfeldern und 425 Kontrastmessfeldern und bietet praktische Funktionen wie die Augenerkennung von Menschen und Tieren. Da auch das AF-Tracking aus der Alpha 9 stammt, kann die Alpha 7 III mit einer sehenswerten Leistung bei Action-Aufnahmen punkten. Das zeigen auch die bis zu zehn Bildern pro Sekunde mit bis zu 40 unkomprimierten oder 89 komprimierten RAW-Bildern in Serie. Im Lowlight-Bereich merkt man, dass die Kamera schon etwas älter ist. Während zum Beispiel die Nikon Z 6II und die Panasonic DC-S5 bei bis -6 LW scharfstellen können, schafft der AF der Sona Alpha 7 III „nur“ bis -3LW.
Zur weiteren Ausstattung gehören ein 0,5 Zoll großer elektronischer Sucher mit 2,36 Millionen Bildpunkten, sowie ein neigbares 3,0 Zoll-Touchdisplay mit 921.600 Bildpunkten. Während die Displaygröße in Ordnung geht, merkt man der Kamera an der vergleichsweise geringen Displayauflösung an, dass sich hier in den letzten Jahren einiges getan hat. Gut aufgestellt, zeigt sich die Sony Alpha 7 III im Video-Modus. Hier filmt sie in UHD-Auflösung mit 30p und 6K-Oversampling. Im Full-HD-Modus schafft sie sogar 120 Bilder pro Sekunde.
Preislich liegt die Sony Alpha 7 III bei derzeit rund 1.850 Euro. Ein großer Pluspunkt ist die sehr breite Palette nativer Objektive für das Sony-E-System. Wenn ihr noch etwas Geld sparen möchtet, könnt ihr euch auch das preiswertere und dennoch gute Vorgängermodell ansehen.