Fotografieren im Herbst

Erst blendet die Sonne, dann zieht ein Sturm auf und peitscht euch den Regen ins Gesicht. Kaum eine Jahreszeit zeigt sich so wechselhaft wie der Herbst. Doch wenn ihr vorbereitet seid, gelingen euch wunderschöne und stimmungsvolle Bilder.

Kaum ein Motiv wurde häufiger von Künstlern besungen, beschrieben und gemalt als die bunteste aller Jahreszeiten. Die Gründe dafür sind vielfältig: Neben dem farbenfrohen Blätterwerk der Bäume steht der Herbst auch für das Ernten von Feldfrüchten und Obst – insofern war er schon immer ein ganz besonderer Zeitpunkt für Menschen aller Kulturkreise. Denn die harte Arbeit auf den Feldern wurde nun mit einer hoffentlich ertragreichen Ernte belohnt, die die Bevölkerung über den Winter bringen sollte. Dementsprechend etablierten sich Kürbis, Weizen und andere Feldfrüchte als typische Herbstsymbole, was sich auch an Kunstwerken früherer Epochen in reichem Maße zeigt.

In der goldenen Jahreszeit stehen aber auch die für unterschiedliche Stimmungen sorgenden Wetterwechsel im Vordergrund – für Fotografen sind sie Herausforderung und Segen zugleich. Denn noch während ihr auf der Suche nach der perfekten Position für eure Kamera seid, können rasch aufziehende Wolken und plötzlich niedergehende Schauer den erhofften traumhaften Sonnenuntergang zunichtemachen. Was für ein aufregendes Foto nicht schlecht sein muss, aber womöglich für eure Ausrüstung – wenn es euch unvorbereitet erwischt. Daher zeigen wir euch nicht nur, welche Motive euch der Herbst bieten kann, sondern auch, wie ihr am besten mit unterschiedlichen Wetter- und Lichtsituationen zurechtkommt. Auf diese Weise optimal vorbereitet, sollte eurer Fototour durch Laub und Wiesen nichts mehr im Wege stehen.

Herbsttour: Walking on sunshine

Endlich! Ihr habt einen freien Tag und wollt mit Freunden, eurem Foto-Club oder alleine zum Fotografieren fahren. Doch wo soll es hingehen? Wie lange möchten ihr unterwegs sein? Was nehmt ihr am besten mit? Alles Fragen, mit denen ihr euch vorher auseinandersetzen solltet. Zwar bevorzugen es viele Fotografen, spontan loszuziehen und einfach zu schauen, was ihnen vor die Linse kommt. Doch es lohnt sich, sich wenigstens fünf Minuten über den Ablauf der Tour Gedanken zu machen. Erst einmal der Vorfreude wegen, aber auch, um eine Vorstellung zu gewinnen, auf welche Motive ihr trefft und welche Ausrüstung ihr dafür benötigt. Wenn etwa ein Waldgebiet euer Ziel ist, könntet ihr ein Makro-Objektiv mitnehmen, um die Adern von Herbstblättern zu fotografieren. Auch solltet ihr euch Gedanken machen, zu welcher Tageszeit ihr an welchem Ort sein möchtet. Denn ein Motiv wirkt je nach Sonnenstand sehr unterschiedlich. Wir haben uns exemplarisch mal eine Tagestour ausgedacht, bei der ihr theoretisch den gesamten Tag ausnutzen könnt.

  • Morgens auf dem Land
    Wenn ihr ein Frühaufsteher seid, fahrt morgens in ländliche Regionen. Die aufgehende Sonne bringt den Frühnebel über den Wiesen ebenso zum Leuchten wie die Wolkenformationen am Himmel.
  • Mittags im Wald
    Das harte Licht der Mittagssonne bringt bunte Blätter an den Bäumen zum Leuchten. Ihr kennt einen Laubwald, der auf eurer Route liegt? Steuert ihn um die Mittagszeit an und fotografiert durch die Baumkronen in Richtung Sonne.
  • Nachmittags in der Stadt
    Zurück in der Stadt, bieten sich von der schon tiefer stehenden Sonne weich beleuchtete Promenaden, Alleen und Plätze an.

Sonne: Typisch Herbst

Die für Fotografen beste Ausgangssituation für schöne Herbstfotos ergibt sich, wenn die Sonne scheint und damit die bunte Herbstwelt in all ihren Farben erstrahlen lässt. Dann ist die Motiv-Vielfalt geradezu überwältigend. Hier einige Impressionen.

  • Waldpilze
    Wenn der Waldboden feucht genug ist, findet ihr reichlich große wie kleine Pilze. Fotografiert sie am besten stets auf Augenhöhe, damit sie auf Ihren Fotos richtig gut wirken.
  • Herbstfeste
    Im Herbst wird vielerorts das Erntedankfest gefeiert. Kulinarische Spezialitäten gehören mit zu dieser Tradition – und sind nicht nur schmackhaft, sondern auch tolle Motive.
  • Igel
    Im Herbst sind Igel auch tagsüber aktiv, da sie sich Winterspeck anfressen. Ihr findet die Stachelträger dann häufig in Laubhaufen.
  • Baumallee
    Alleen sind im Herbst echte Hingucker. Buntes Blattwerk, durch das Sonnenlicht bricht, säumt Parkwege und Straßen, und die Bäume führen den Blick direkt ins Bildzentrum.
  • Ankerpunkt fürs Auge
    Nur ein Meer aus bunten Blättern kann des Guten zu viel sein. Baut klar definierte Elemente, wie diesen Steg, ins Bild (unten) ein. Sie bieten dem Betrachter Orientierung, und so bleibt sein Auge womöglich an ihnen hängen.

Nebel: Vernebelte Sinne

Er schränkt die Sicht ein, hält das Licht zurück, dazu beschlägt die Linse: Nebel wäre eigentlich der Erzfeind der Fotografie, wenn er nicht so gut aussähe.

Wenn Nebelschwaden sich über Felder und Seen legen, entsteht eine mystische Atmosphäre. Oft lässt die eingeschränkte Sicht die Landschaft nur erahnen – und automatisch startet das Kopfkino: In dem Dunst könnte ein Monster lauern, ein Tor in eine andere Dimension oder womöglich der Sensenmann. Ein beklemmendes Gefühl, das Fotos sehr gut übertragen können. Aber Nebel kann auch Ruhe ausstrahlen, da er zumeist nur frühmorgens und ab Einbruch der Dämmerung auftritt – also zu Uhrzeiten, an denen Menschen zumeist entspannt sind. Jeder, der einmal mit einem Kaffee in der Hand morgens auf einem Steg saß und auf den Nebel über dem See blickte, wird dies bestätigen können.

Wer zu solchen Uhrzeiten den über Seen und Landschaften schwebenden Dunst fotografieren möchte, muss dann nur noch wissen, wo er entsteht: Morgens tritt Nebel vor allem an Land auf, während er sich abends eher auf Gewässern zeigt. Dazu hat er eine Vorliebe für Täler, sodass man von den Hängen oder vom Talrand aus gut auf ihn hinabblicken kann. Die Chancen, dass Nebel aufzieht, stehen nach oder vor sternenklaren Nächten besonders gut. Ein Blick in den Wetterbericht lohnt sich daher.

So gelingen atmosphärische Nebelbilder

Von Nebel verhüllte Wälder und Seen aufzuspüren, ist nur der erste Schritt. Jetzt muss der geheimnisvolle Dunst auch noch aufs Foto. Diese Kniffe erleichtern das Fotografieren.

  • Bildaufbau
    Nebel erschwert das Fokussieren. Baut Elemente mit klaren Konturen in euer Bild ein, an denen ihr die Schärfe kontrollieren könnt.
  • Gegenlicht
    Fotografier wenn möglich gegen die Sonne, sofern sie noch/schon tief genug steht. Auf diese Weise entstehen oft beeindruckende Farbspiele.
  • Monotonie
    Nebelfotos wirken häufig zu grau, weil der Belichtungsmesser der Kamera in dieser Situation oft versagt. Hier hilft es, die Aufnahme überzubelichten.

Regen: Raus bei jedem Wetter!

Wenn es regnet, zieht es viele Fotografen in ihre Wohnungen, um zum Beispiel Fotos zu bearbeiten. Dabei gibt es Motive, die erst bei Nässe das gewisse Etwas bekommen.

  • Nachts in den Gassen
    Altstadtgassen besitzen in Regennächten oft eine besondere Atmosphäre. Die aus Stein errichteten Bauwerke kombiniert mit den nassglänzenden Pflastersteinen wirken düster und bedrohlich.
  • Schlechtwetter-Porträt
    Nicht nur trockene Sonnentage bieten eine gute Kulisse für Fotoshootings. Auch im Regen oder nach einem Schauer gelingen tolle Porträts, wenn man beispielsweise eine Silhouette mit einer Spiegelung kombiniert.
  • Farbenspiele
    Sind die Straßen nass, reflektieren sie Lichter von Ampeln, Laternen, Fahrzeugen und Gebäuden. So entstehen überall bunte Farbenspiele.
  • Blick durchs Fenster
    Der Trick bei solchen Bildern: Die Kamera ist parallel zur Scheibe ausgerichtet und fokussiert die Wassertropfen bei einer offenen Blende.