Blitz- und Dauerlicht optimal einsetzen

Es gibt Aufnahmesituationen, in denen das vorhandene Licht einfach nicht ausreicht, oder in denen ihr das Available Light vielleicht mit zusätzlichen Lichtakzenten ergänzen möchtet. In diesen Fällen macht es Sinn, eine künstliche Lichtquelle hinzuzuziehen. Hier wird zwischen Blitzlicht und Dauerlicht unterschieden. Beide Lichtarten haben ihre Vor- und Nachteile. Wir zeigen euch anhand konkreter Beispiele, wann welche Lichtquelle in der Praxis am besten geeignet ist. Sehr flexibel seid ihr übrigens mit Kunstlichtquellen, die per Akku mit Strom versorgt werden. So könnt ihr euch ganz unabhängig von der Steckdose bewegen und die Lichtquelle auch mit nach draußen nehmen.

Die Vorteile von Blitzlicht

Mehr Leistung als Dauerlicht

Blitze haben eine höhere Leuchtleistung als Dauerlichtlampen, weshalb sie meistens bei Studioaufnahmen bevorzugt werden. Warum? Bei Studio-Aufbauten kommen häufig Lichtformer, wie etwa Softboxen zum Einsatz, die das Licht streuen, um eine weiche Ausleuchtung mit weniger harten Schatten zu realisieren. Damit dennoch genügend Licht beim Motiv ankommt, ist es hilfreich, wenn die verwendete Lichtquelle eine höhere Ausgangsleuchtleistung mitbringt. Hier sind Blitze gegenüber Dauerlichtern bislang im Vorteil.

Bewegungen einfrieren

Blitzlicht hat eine sehr kurze Abbrenndauer. Während Dauerlicht, wie es der Name schon sagt, dauerhaft leuchtet, kann der Blitz lediglich für einen Bruchteil einer Sekunde hinzugeschaltet werden. Auf diese Weise lassen sich zum Beispiel bewegliche Motive sehr gut mit Blitzlicht „einfrieren“. Wenn eure Kamera und der Blitz die Highspeed-Synchronisation unterstützen, könnt ihr sogar mit sehr kurzen Verschlusszeiten bis zu einer 1/8.000 Sekunde arbeiten. Eine kreative Möglichkeit, mit Bewegung zu arbeiten, ist das Blitzen auf den 2. Verschlussvorhang. So könnt ihr zum Beispiel eine etwas längere Belichtung für Leuchtstreifen mit einem Blitz zum Ende der Aufnahme kombinieren, um das Motiv zusätzlich einzufrieren.

Gegen die Sonne blitzen

Die höhere Leuchtleistung von Blitzlicht ist nicht nur ein Vorteil bei der Arbeit mit Lichtformern. Sie hilft euch auch dabei, wenn ihr Motive im direkten Gegenlicht aufhellen möchtet. Das Sonnenlicht ist in der Regel so hell, dass zum Beispiel eine Person im Vordergrund sehr dunkel werden würde. Hier benötigt ihr eine starke Lichtquelle, um dieses Helligkeitsgefälle auszugleichen. Ihr könnt es natürlich auch mit Dauerlicht versuchen. Der Aufhelleffekt wird aber aufgrund der schwächeren Leistung nicht so gut sein, wie mit Blitzlicht.

Hohe Bildqualität

Die starke Leuchtleistung von Blitzlicht bringt noch einen weiteren Vorteil mit sich, wenn ihr auf eine möglichst optimale Bildqualität mit einem Maximum an Schärfe Wert legt. Da Blitzlicht sehr hell ist, könnt ihr in vielen Fällen mit der niedrigsten ISO-Empfindlichkeit eurer Kamera arbeiten. Außerdem könnt ihr die Schärfe erhöhen, indem ihr abblendet. Das kann für knackscharfe Bilder auch mal eine Blende f/8 sein. Mit Dauerlicht würde das Bild bei niedrigster ISO und Blende f/8 sehr wahrscheinlich zu dunkel werden. Eine hohe Schärfe ist zum Beispiel bei Fashion- und Produktaufnahmen von Vorteil. Hier ist der Blitz deshalb meistens die bessere Wahl.

Die Vorteile von Dauerlicht

Bild: Rollei

Direkte Kontrolle über Licht und Schatten

Das Schöne an Dauerlicht ist die Möglichkeit, dass ihr sofort sehen könnt, ob die Helligkeit ausreicht, oder ob ihr mehr oder weniger Licht dazugeben möchtet. Außerdem könnt ihr sofort einschätzen, wie die Schatten fallen und ob sie euch zu dunkel oder hell sind. Dadurch eignet sich Dauerlicht auch sehr gut für Einsteiger und Hobbyfotografen, die sich etwas mehr mit dem Thema Kunstlicht auseinandersetzen möchten. Durch die direkte Kontrolle des Lichts erfährt man sehr schnell einen Lerneffekt, wie Licht wirkt, und wie es sich optimal einsetzen lässt.

Gute Ergänzung zur vorhandenen Lichtsituation

Dauerlicht ist in der Regel stufenlos dimmbar. Einige Lampen bieten euch sogar die Möglichkeit, die Farbtemperatur zwischen kühlerem und wärmerem Licht zu wechseln. Dauerlichter mit der Farbtemperatur-Option sind etwas teurer als solche mit fester Farbtemperatur. Es lohnt sich aber auf lange Sicht, in die flexiblere Leuchte zu investieren. Dauerlicht wirkt häufig natürlicher als Blitzlicht, weil es eben nicht ganz so hell ist. So könnt ihr zum Beispiel eine vorhandene Lichtsituation sehr einfach mit Dauerlicht ergänzen. Bei Lampen mit wechselbarer Farbtemperatur könnt ihr sowohl eine Innenraumsituation mit warmem Licht als auch eine Stilllifeaufnahme am Fenster mit einem kühlen, tageslichtähnlichen Kunstlicht unterstützten. Mit Blitzlicht geht das natürlich grundsätzlich auch – in dem Fall müsstet ihr aber mit zusätzlichen Filtern arbeiten. Mit Dauerlichten geht das leichter und komfortabler.

Ideal für Aufnahmen mit weit offener Blende

Wenn ihr gerne mit großen Blendenöffnungen, wie etwa einer Blende f/1,8 oder f/1,4 arbeitet, um das Motiv vom Hintergrund freizustellen, dann gelangt durch die große Öffnung recht viel Licht auf den Sensor. Wenn ihr dann zusätzlich auch noch bei eher schwachem Umgebungslicht fotografiert und dafür die ISO-Empfindlichkeit erhöht, dann würde euer Bild mit Blitzlicht sehr wahrscheinlich zu hell werden. Dauerlichter lassen sich hingegen meist stufenlos von 0 bis 100 Prozent dimmen, was euch die Möglichkeit gibt, auch in solchen Situationen mit offener Blende zu fotografieren und das Motiv dennoch durch eine schwächer eingestellte Lichtquelle zu unterstützen.

Stimmungsvolle Bilder

Während Blitzlicht meistens eingesetzt wird, um Situationen stärker aufzuhellen, hat Dauerlicht den Vorteil, dass es sich so stark dimmen lässt, dass ihr auch sehr emotionale und stimmungsvolle Bilder bei schwacher Beleuchtung aufnehmen könnt. Ist es ganz dunkel um euch herum, kann das gedimmte Dauerlicht auch als einzige Lichtquelle einen spannenden Akzent in der Aufnahme bringen.

Perfekte Ausleuchtung für Videos

Dauerlicht eignet sich perfekt, wenn ihr filmen möchtet. Hier macht Blitzlicht wenig Sinn, da ihr bei Bewegtbildern eine längere Sequenz aufzeichnen möchtet und ein Blitz ja nur kurz blitzen würde. Es gibt zwar Aufsteckblitze mit einer kleinen Videoleuchte, und auch Studioblitze haben meist ein Dauerlicht als schwaches Einstelllicht – beide Varianten sind aber keine wirklich brauchbare Option, wenn ihr euch schönes Videolicht wünscht. Achtet bei Filmaufnahmen darauf, dass ihr ein Dauerlicht mit flimmerfreiem Licht wählt, da die Helligkeit im Video sonst flackert. Die Information, ob ein Dauerlicht flimmerfrei arbeitet, wird meistens als Qualitätsmerkmal in den Beschreibungen der Produkte angegeben.

Neonröhren, Leuchtstäbe und vieles mehr

Für kreative Bilder könnt ihr auch ganz einfach auf Lichtquellen zugreifen, die sich in eurer Wohnung befinden. Das kann zum Beispiel eine Schreibtischlampe oder eine Taschenlampe sein. Eine spannende Möglichkeit sind auch Neonröhren und spezielle Leuchtstäbe, die gerne auch mit RGB-Farbfilter kombiniert werden. So habt ihr die Gelegenheit, einen schmalen Lichtstreifen zu erzeugen und dabei sogar die Farben des Lichts zu verändern. So könnt ihr Rot, Grün, Blau und sogar Mischfarben erzeugen. Das gibt euren Bildern das gewisse Extra.

Keine Synchronisation mit der Kamera nötig

Während Blitzlicht mit der Kamera synchronisiert werden muss, was bei entfesselt aufgestellten Blitzen einen Funk- oder Kabelauslöser voraussetzt, könnt ihr euch dieses Extra-Zubehör bei Dauerlichtern sparen. Ihr stellt die gewünschte Helligkeit einfach direkt am Gehäuse der Dauerlichtquelle ein. Einige Hersteller, wie zum Beispiel Rollei, bieten euch auch die Option, die Dauerlichter über eine kostenlose App zu steuern. Darin könnt ihr sogar die Farbtemperatur steuern, falls die Lichtquelle diese Funktion unterstützt. Das ist zum Beispiel beim Rollei Lumen Studio 150 sehr hilfreich. Dieses Dauerlicht lässt sich über die integrierte U-Halterung an einem Deckensystem befestigen. Solche Deckensysteme sind sinnvoll, wenn ihr euch ein eigenes Videostudio einrichten möchtet. In dem Fall könnt ihr das Licht oben an der Decke bequem von unten aus per App steuern.